Ratgeber Rollator: Fragen und Antworten zur praktischen Gehhilfe
Der Rollator ist eine segensreiche Erfindung und hat die Mobilität und Sicherheit von Senioren deutlich verbessert. Durch die Gehhilfe können sie ihren Alltag länger ohne fremde Hilfe meistern und trotz gesundheitlicher Einschränkungen weiter aktiv am Leben teilnehmen. In folgendem Artikel möchte ich eine Übersicht über die Leistungen der Gesetzlichen Krankenkassen bezüglich der Gehhilfe geben und die häufigsten Fragen zum Thema Rollator klären.
Übernimmt die Gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für einen Rollator?
Ja, die Gesetzlichen Krankenversicherungen müssen die Kosten für einen Rollator übernehmen, wenn ein Arzt die Gehhilfe verordnet hat (Rezept!) und sie über einen Vertragslieferanten (bspw. ein Sanitätsfachhaus) der jeweiligen Kasse bezogen wird. Die einzelnen Kassen arbeiten zum Teil mit verschiedenen Vertragslieferanten zusammen. Das nächst erreichbare Sanitätsfachhaus muss nicht zwingend zu den Vertragspartnern der eigenen Krankenkasse gehören. Jede Kasse bietet auf ihrer Homepage eine Liste mit allen Vertragslieferanten an, sortiert nach Postleitzahlen und Regionen.
Wie hoch ist die Zuzahlung für einen Rollator?
Die gesetzliche Zuzahlung für einen Rollator beträgt 10% des Verkaufspreises, jedoch mindestens 5 Euro und höchstens 10 Euro. Wer für das laufende Kalenderjahr bereits von der Zuzahlungspflicht befreit wurde, muss gar keinen Eigenanteil leisten. Durch die Deckelung der Zuzahlung auf maximal 10 Euro wird kein Versicherter finanziell überfordert.
Wie bekomme ich einen Rollator?
Wenn sie einen Rolllator benötigen, müssen sie sich an ihren Arzt wenden und um eine entsprechende Verordnung der Gehhilfe bitten. Sofern es medizinisch erforderlich ist, wird der Arzt das Rezept kostenlos ausstellen. Das Rezept können sie entweder per Post an einen Vertragslieferanten ihrer Krankenkasse senden (bspw. ein Sanitätsfachhaus) oder persönlich im Geschäft des Vertragslieferanten abgeben. Der Papierkram und die Abrechnung erfolgen anschließend direkt zwischen Sanitätsfachhaus und Krankenkasse, sie müssen nichts weiter tun.
In der Regel teilt die Krankenkasse kurz darauf schriftlich die Bewilligung und die Kostenübernahme für den Rollator mit. Etwa zeitgleich wird sich der Vertragslieferant bei ihnen melden um einen Termin im Sanitätsfachaus oder bei ihnen zu Hause zu vereinbaren, zwecks Vorführung, Einweisung und Übergabe des Rollators. Auslieferung und Beratung sind für den Versicherten kostenlos.
Kann ich mir einen Rollator aussuchen?
Sie können sich einen Rolllator aussuchen, müssen aber privat zuzahlen, wenn das gewünschte Modell teurer ist, als das von der Krankenkasse für den jeweiligen medizinischen Bedarf vorgesehene Basismodell. Die Gesetzlichen Krankenkassen zahlen nur eine Kostenpauschale an ihre Vertragslieferanten. Wenn ihr Wunschmodell mehr kostet als die Pauschale hergibt, müssen sie die Mehrkosten aus eigener Tasche bezahlen. Die Kasse übernimmt dann nur den Kostenanteil im Rahmen der gesetzlichen Pauschale. Wichtig zu wissen: Es steht für jeden Patienten immer mindestens ein Rollator-Modell zur Auswahl, das von den Gesetzlichen Krankenkasse voll bezahlt wird.
Ratgeber Rollator – Worauf ist bei der Auswahl eines Rolllators zu achten?
Bei der Auswahl eines passenden Rollators sollten sie unbedingt auf folgende Kriterien achten:
Sitzbreite:
Die Sitzbreite von handelsüblichen Rollatoren ist für normalgewichtige Nutzer ausgelegt. Für Übergewichtige sind die Sitze häufig zu schmal, für sie gibt es XXL-Rollatoren mit extra breiter Sitzfläche. Tipp: Vor dem Kauf die benötigte Sitzbreite auf einem Stuhl ausmessen und dann gezielt nach Rollatoren mit den passenden Maßen schauen. Wichtig zu wissen: Bei übergewichtigen Personen ist ein Rollator mit extra breiter Sitzfläche medizinisch erforderlich, deshalb müssen die Krankenkassen etwaige Mehrkosten für ein XXL-Modell voll übernehmen.
Griffhöhe:
Alle handelsüblichen Rollatoren haben höhenverstellbare Griffe und dennoch kommt es vor, dass einzelne Modelle nicht zur Körpergröße des Nutzers passen. Bei aufrecht stehender Haltung, sollten die Griffe bis zu den Handgelenken reichen, nur dann können sie auch in gerader Haltung mit dem Rollator gehen. Wenn die Griffe nur bis zu den Fingern reichen, ist die Nutzung des Rollators nur in gekrümmter Haltung möglich.
Zulässige Gesamtbelastung:
Handelsübliche Rollatoren sind für normalgewichtige Nutzer und eine Gesamtbelastung von 100 bis 130 Kilo ausgelegt. Für übergewichtige Personen gibt es XXL-Rollatoren, die weit über 200 Kilo tragen können. Bei übergewichtigen Versicherten müssen die Krankenkassen die Kosten für einen passenden Rollator übernehmen, der ein entsprechendes Gewicht tragen kann.
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Achsbreite:
Soll der Rollator auch im Haus genutzt werden, muss er durch alle Engstellen passen. Schmale Badezimmertüren und enge Zugänge zum Bett sind häufig ein Problem. Alle Bereiche der Wohnung müssen mit dem Rollator erreichbar sein, sonst wird das Hilfsmittel erfahrungsgemäß nicht genutzt und kann in den entscheidenden Situationen keine Stütze bieten.
Aluminium oder Stahl?
Rolllatoren aus Aluminium sind ebenso stabil und belastbar wie Modelle aus Stahl, bringen aber deutlich weniger Eigengewicht auf die Waage. Wer die Gehhilfe nur in der Wohnung nutzen möchte, ist mit einem günstigeren Modell aus Stahl gut bedient. Soll der Rollator dagegen auch im Außenbereich zum Einsatz kommen, ist ein teureres Modell aus Aluminium die bessere Wahl. Es lässt sich leichter über Hindernisse wie Bordsteine und Treppenstufen manövrieren und das Verladen ins Auto geht auch leichter von der Hand.
Welche Rollatoren eignen sich für die Wohnung und welche für Draußen?
Für die Nutzung innerhalb der Wohnung gibt es Rollatoren mit kleinen Rädern. Sie sind wendiger als die Gehhilfen für den Außenbereich und erlauben das mühelose Rangieren auf engstem Raum. Wohnungs-Rollatoren sind ideal für ebene Flächen. Wenn es in der Wohnung Treppenstufen oder hohe Absätze auf dem Boden gibt, sind Rollatoren mit großen Rädern die bessere Wahl. Je größer die Räder, umso leichter können Hindernisse überwunden werden. Für die Wohnung reicht ein günstiger Rollator aus Stahl völlig aus. Eine Kipphilfe ist bei ausschließlicher Verwendung im Innenbereich in der Regel ebenso verzichtbar, wie ein Schirmhalter oder ein großer Korb für Einkäufe.
Für die Nutzung im Außenbereich ist ein leichter aber stabiler Alu-Rolllator mit großen Rädern ideal. Das geringe Eigengewicht der Gehhilfe schont die Kräfte und die großen Räder erleichtern das Überwinden von Hindernissen wie Treppenstufen und Bordsteinkanten. Ein Rollator für Draußen sollte gute und leichtgängige Bremsen, einen Schirmhalter, einen großen Korb für Einkäufe, ein Rückengurt für die Sitzfläche und eine Kipphilfe zum leichteren Überwinden von Hindernissen bieten. Besonders praktisch sind zusammenklappbare Rollatoren. Sie erleichtern das Verladen ins Auto und erlauben das platzsparende Verstauen auf engstem Raum.
Rollator ausleihen oder günstig von Privat kaufen
Wenn der Rollator von jetzt auf gleich benötigt wird, weil beispielsweise eine pflegebedürftige Person plötzlich aus der Klink entlassen wird, bleibt keine Zeit für eine Verordnung der Gehhilfe durch einen Arzt. Für solche Fälle bieten viele Sanitätsfachhäuser die Möglichkeit einen Rollator auszuleihen, bis das Modell von der Krankenkasse zur Verfügung steht. Alternativ kommt der Kauf von Privat in Betracht. Bei eBay Kleinanzeigen werden regelmäßig gebrauchte Rollatoren zum kleinen Preis angeboten. Sie sind sofort verfügbar und können in Wohnortnähe abgeholt. Der private Kauf in einem Online-Shop für Rollatoren, ist ebenfall eine schnelle und günstige Option. Die Lieferung dauert in der Regel nur 1-2 Werktage. Einen empfehlenswerten Shop für Rollatoren, Rollstühle und anderen Hilfsmittel finden sie hier: https://www.rollstuhl-senioren.de/rollator-fuer-senioren/
Holger
23. Juli 2018 @ 09:53
Vielen Dank für die Erwähnung 🙂